Angst ist ein Gefühl, das jeden Menschen von Zeit zu Zeit beschleicht. Ob in Situationen, die neu sind, oder vor aufregenden Ereignissen: Diese Momente machen erst mal Angst.
Herkunft der Angst
Die Evolution des Menschen hat dies als nützliches Gefühl installiert, denn Gefahren zu erkennen und ihnen ausweichen zu können, ist ein Vorteil, der das Leben retten kann. Angst mobilisiert Energie, um bereit für den Kampf zu sein oder schnell vor der Gefahr die Flucht zu ergreifen. Ängste sind Teil des Lebens und doch gibt es Menschen, bei denen sie zum bestimmenden Faktor werden, an dem sich alles andere ausrichtet. Ob man vor Spinnen, engen Räumen oder gewissen Situationen Panik empfindet: Es stellt sich immer wieder die Frage, wie man diese Ängste überwinden kann.
Körperliche Reaktionen
Das limbische System, das im Gehirn verortet ist, löst körperliche Reaktionen aus. In Bruchteilen von Sekunden wird der Mandelkern, die Amygdala, alarmiert. Diese regt die Überschwemmung des Körpers mit Stresshormonen an. Ein hoher Blutdruck und ein schneller Puls sind die Folge. Der Schweiß bricht aus und macht die Haut glitschig. So ist man nicht so schnell zu fassen. Die Muskeln erhalten zusätzliche Energie, damit sie schnell und effektiv reagieren können. Das Denken setzt aus, damit die Reaktion rasch erfolgen kann. Wer überleben will, muss blitzartig mit voller Kraft agieren können.
Angst als Lernprozess
Dies ist bis heute eine sinnvolle Reaktion in unbekannten Situationen. Angst ist ein Frühwarnsystem des Körpers, das Wachheit fordert und Achtsamkeit fördert. Dabei sind Ängste nur zum Teil eine frühe Erinnerung an die Kämpfe zum Beginn der Menschheit, als die Nahrung noch erjagt werden musste. Sie sind eine komplexe Mischung aus Genetik, eigenen Lebenserfahrungen und äußeren Einflüssen. Dies muss nicht bewusst ablaufen, sondern kann bereits durch Erfahrungen in der frühesten Kindheit vorgeprägt werden. Sie sind ein mehrstufiger Lernprozess. Doch gerade darin finden Betroffene das Potential, ihre Ängste überwinden zu können, in dem sie sie verlernen.
Ängste als Störung
Bereits im Mutterleib „lernt“ der Fötus Angst kennen. Die Botenstoffe, die im Blutkreislauf der Mutter unterwegs sind, werden an ihr ungeborenes Kind weitergegeben. Studien haben gezeigt, dass eine Schwangerschaft voller ängstlicher Momente ein eher zurückhaltendes Kind hervorbringt. Dies zeigt sich bereits in den ersten Lebensmonaten und zieht sich als Konstante bis in das Erwachsenenalter hinein. An der Hirnstruktur wird das deutlich, denn sie ist speziell ausgebildet und zeigt ein hohes Aktivitätsmuster in bestimmten Phasen. So kann eine spätere Angststörung bereits früh angelegt sein und durch bestimmte Auslöser eine Steigerung im späteren Leben erfahren.
Ängste überwinden – Verhaltenstherapie
Die Botschaft der Angst wird im Körper viel schneller weitergegeben, als der Verstand gegensteuern kann. In der Hirnrinde sitzt das Kontrollzentrum, die eine Abmilderung bewirken kann. So setzt die Verhaltenstherapie in der Stärkung des letzteren an, da die Stärkung des neuralen Netzes nur gelingen kann, wenn es genug Nervenbahnen zwischen beiden Gehirnteilen gibt. An diesem Punkt setzt die kognitive Verhaltenstherapie an. Der Therapeut und der Patient erarbeiten zusammen typische Verhaltensmuster und Gedankengänge während einer Angstattacke. Anschließend werden neue formuliert, so dass jeder zerstörerische Gedanke durch einen anderen, positiveren beantwortet wird. So entsteht ein Fahrplan, der die negative Spirale durchbricht und den Betroffenen ruhiger werden lässt. In Kombination mit anderen Strategien kann sie helfen, Ängste zu überwinden.
Ängste überwinden – Das Problem definieren
Befreiend wirkt, wenn das Problem zunächst definiert wird. Macht der Betroffene sich bewusst, was genau die Ängste wann und wie auslöst, wird es greifbarer und damit auch lösbar. Wichtig ist, dies auch schriftlich festzuhalten und sich das Schriftstück immer wieder anzuschauen. Eine Aktualisierung macht deutlich, dass sich die Ängste und Auslöser auch verändern können. Eine Tagebuch kann helfen, jede Situation im Nachhinein mit Distanz noch einmal zu analysieren und bestimmte Merkmale zu notieren. So lassen sich Routinen und Strukturen am leichtesten aufdecken und Ängste überwinden.
Ängste überwinden – Sport
Auch wenn es paradox klingt, hilft Sport gerade bei Angststörungen. Gerade Menschen mit diesem Leiden lehnen den erhöhten Pulsschlag und den schnelleren Atem ab, der sie an Panikattacken erinnert. Regelmäßige körperliche Bewegung entspannt den Geist. Physische Erschöpfung lässt sich schlecht mit einer Angstreaktion vereinbaren, so dass der Körper den Geist austrickst. Sport hilft vor allem langfristig dabei, Ängste zu überwinden, indem er zu Zufriedenheit und Ausgeglichenheit beiträgt.
Ängste überwinden – Meditation
Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training und progressive Muskelentspannung dienen dazu, dass der Körper aus einer angespannten Haltung entkrampft wird. Der Fokus wandert hierbei auf verschiedene Körperteile, die nacheinander gelockert werden. Dieses Training entspannt ebenfalls den Geist und führt auch in stressigen Situationen dazu, dass ihnen ausgeglichener begegnet wird.
Ängste überwinden – Projektmanagement
Bei Ängsten vor zu groß scheinenden Projekten hilft es, sie in kleinere Einheiten zu strukturieren und sie nach und nach anzugehen. Hierbei ist es nicht wichtig, dass sie auf einen genauen Tag datiert werden, sondern dass sie überhaupt erledigt werden. Wird zudem schriftlich festgehalten, was alles bereits geschafft wurde, ist das ein Ansporn weiter zu machen und auch die Ängste zu überwinden, die damit verbunden sind.
Ängste überwinden – Schlaf
Sorgt man als Betroffener dafür, dass man gut schläft, senkt das die Anfälligkeit für die Angst und ihren Teufelskreis. Schlafmangel führt zu Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit und anderen Missempfindungen. So kann er auch die Ängste verstärken. Schafft man es jedoch, durch eine Kombination aus Sport möglichst an der frischen Luft und Entspannungstechniken, abends gut ein- und auch durchzuschlafen, wirkt das äußerst positiv auf die emotionale Verfassung.
Ängste überwinden – Konfrontation
In einer Kurztherapie wird man kontrolliert und unter psychologischer Betreuung mit seinen Ängsten konfrontiert. Durch eine Meidung bestimmter Situationen oder bestimmter Auslöser steigert sich die Angst vor diesen. Das Vermeidungsverhalten kann dabei die Lebensqualität erheblich einschränken. In der bewussten Konfrontation erlebt der Betroffene, dass sie die Situation ertragen und kontrollieren können. Sie erleben die körperlichen Belastungen, aber merken gleichzeitig, dass diese nicht von Dauer sind. Die Panik lässt nach und macht Platz dafür, die Ängste zu überwinden. Indem man sich seiner Furcht stellt, gewinnt man Vertrauen an sich selbst zurück. Der Betroffene erhält die Fähigkeit, bewusst auf sich, seinen Körper und seine Gedanken einwirken zu können. Das kann ein Durchbruch sein, seine Ängste zu überwinden und zu beherrschen.